Wie in jener Zeit üblich, erhielt auch Hamburg zur IGA 1963 alsAttraktion für die Besucher parkinterne Verkehrsmittel und zwar sowohl eine Schmalspurbahn auf 600 mm Spurweite, als auch eineLuftseilbahn (Gondelbahn). Für beide Bahnen gab es direkte Vorbilder: 600 mm-Schmalspurbahnen und auch Luftseilbahnen wurden jeweils 1959 zur Bundesgartenschau in Dortmund und 1960 zur Deutsch-Französischen Gartenschau in Saarbrücken in Betrieb genommen. Dritte Fahrattraktion zur IGA 63 waren sogenannte „schienenlose Züge", die vom IGA-Haupteingang Bei den Kirchhöfen am Bf. Dammtor außerhalb des Parkgeländes zu der auf dem Heiligengeistfeld stattfindenden Industrieschau verkehrten. Auch für dieses Verkehrsmittel gab es gesonderte Fahrkarten. Betrachtet man Luftbilder aus dieser Zeit, wurden diese schienenlosenZüge auf der IGA 63 dort abgestellt, wo zuvor der „Planten un Blomen-Express" seine Runden um den südlich der Tiergartenstraßegelegenen Kinderspielplatz gedreht hatte.
Von der ersten Idee bis zur Betriebsaufnahme der Parkbahn war es kein leichter Weg gewesen. Nachdem die Planungen für die IGA 63. deren Gelände insgesamt die Parkteile Planten un Blomen, Botanischer Garten, Kleine und Große Wallanlagen sowie ferner Teile des Heiliggeistfeldes und das Messegelände umfasste, konkret geworden waren, stellte die Henry Escher KG am 18. Mai 1962 schließlich den Antrag auf Bau und Betrieb einer „Straßenbahn besonderer Bauart - Liliputbahn - im Ortslinienverkehr nach BO-Strab"Beantragt war eine etwa 1,5 km lange Ringstrecke innerhalb des Ausstellungsparks Planten un Blomen, der damals nur den von den Straßenzügen bei den Kirchhöfen (heute Marseiller Straße), Jungiusstraße (heute St. Petersburger Straße), Rentzelstraße und Tiergartenstraße umschlossenen Bereich umfasste, sozusagen als Verbindung zwischen den vier verschiedenen Zugängen von Planten un Blomen. Neben dem Haupteingang in der Nordostecke des Parks beim Bf. Dammtor gab es einen solchen im Bereich des heutigenFernsehturins östlich des Orchideencafes. Zudem war der Messezugang an der Kreuzung Bei den Kirchhöfen /Jungiusstraße IGA-Eingang, von wo man über eine Brücke schnell zur in Planten un Blomen gelegenen Seilbahnstation gelangen konnte. Dementsprechend hatte man ursprünglich vorgesehen, neben dem mit zwei jeweils 25,50 Metern langenBahnsteigen ausgestatteten „Abfahrtsbahnhof am Haupteingang" zwei an Parkwegen einzurichtende Bedarfshaltestellen zu bedienen, zum einen in der Nähe des Orchideencafes, zum anderen - auch als Umsteigestation - in der Nähe der Seilbahn (d. h. bei derer beim damaligen Apothekcrgarten gelegenen Kopfstation).
Ihre technischen Kenndaten lauteten: Spurweite 600 mm. Verwendung neuer Schienen mit einer Höhe von 93mm (18,3 kg/m) in Glcislängen von zwölf Metern, 1,1- 1,2m langeund 12 cm hohe Eichenholzschwellen (imprägniert nach Bundesbahn-Vorschrift) im Abstand von jeweils einem Meter verlegt auf 1,5 m breiter Splittbettung (Kö2). Befestigt waren die Gleise mit vier Grubenfedernägeln pro Schwelle (System Rüping). Der kleinste Bogenhalbmesser betrug 25 m und alle 200 Meter waren Abteilungszeichen als Kilometrieruggesetzt. Zur Herstellung wurden pro Meter 100 DM (für etwa 1,6 km Gleisanlage insgesamt ca. 160.000 DM) zzgl. 70.000 DM für Abstellbahnhof, Doppelgleise, Weichen undBahnhof etc. veranschlagt. Der Baubeginn für Gleistrasse und Bahnhof war für den Spätsommer 1962 vorgesehen. Als Mindestabstand zu Lichtmasten und anderen festen Gegenständen waren beidseitig der Fahrzeuge 0,75 m Abstand vorgesehen.
Zum Einsatz sollten auf der Ausstellungskleinbahn während der IGA 63 insgesamt vier jeweils etwa 80.000 DM teure Züge ausLok und je drei Wagen kommen - hergestellt von der Sollinger Hütte in Uslar (siehe auch Kapitel 1.8), wobei zum Zeitpunkt der Antragstellung ein Zug bereits als vorhanden geführt wurde. Angetrieben wurden die Loks durch einen 52 PS starken Porsche-Bootsmotor mittels Vergaserkraftstoff (Benzin) mit Kraftübertragung durch ein ZF-4 Gang-Synchron-Getriebe.
Die Betriebszeit der IGA-Bahn sollte jeweils von 9 bis 21 Uhr reichen - mit einem 10 Minuten-Takt bei Einsatz von zwei Zügen, der bei starkem Fahrgastandrang entsprechend verdichtet werden konnte. Für eine Runde wurden 12 bis 15 Minuten Fahrzeit veranschlagt. Als Höchstgeschwindigkeit war von ihrem Betreiber wohl ursprünglich etwa 20 km/h angestrebt worden, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h. Als Fahrpreise wurden für bis zu zwei Teilstrecken 60 Pfennig für Erwachsene bzw. 30 Pf. für Kinder bzw. für eine Hin- und Rückfahrt 1.20 DM (Erwachsener) bzw. 60 Pf. (Kind) beantragt.
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